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Die Gänge der Baumärkte wirken auf Heimwerker-Einsteiger oft wie ein verwirrender Dschungel an Elektrowerkzeugen. Nicht nur, dass es gefühlt unzählige davon gibt, sondern von jedem auch noch diverse Modelle von unterschiedlichen Herstellern.
Da fällt es naturgemäß schwer, sich zurechtzufinden, wenn man zudem kaum weiß, dass viele Tools auch multifunktional sind. Im Folgenden haben wir deshalb eine kleine Checkliste zusammengestellt, auf der wir die wirklich wichtigen Elektrowerkzeuge aufgelistet haben - und zudem auch, wie universell sie sind.
Elektro-Werkzeuge gibt es für jede Nischen-Anwendung.
Doch nur wenige davon braucht Otto-Normalheimwerker wirklich.
1) Der Akku-Bohrschrauber
Akkubetriebene Bohrmaschinen sind das vielleicht universellste Gerät, das man sich in seine heimische Werkstatt stellen kann. Denn ganz klassisch kann man damit Löcher bohren - und zwar in praktisch jedes Material, für das man Bohrer bekommt. Man kann zudem damit aber auch:
Bosch brachte vor einer Zeit sogar, zwar etwas augenzwinkernd aber funktionell, einen Korkenzieher-Aufsatz heraus, der den Akkubohrer zum Wein-Tool macht. Das alles geht mit einer Hand, denn Akku-Bohrschrauber sind in der Regel auf einhändige Bedienung ausgelegt.
Allerdings muss man an diesem Punkt etwas differenzieren: Es gibt Akku-Bohrschrauber, die können "wirklich" alles, denn sie verfügen auch über ein integriertes Schlagwerk. Natürlich kann man sich ein solches Gerät kaufen und damit eine unglaubliche Bandbreite an Funktionen abdecken. Empfehlenswert ist das aber nicht und zwar aus einem Grund: Für die meisten Heimwerker wird das Schlagbohren eine Funktion sein, die zwar "nice to have" ist, die sie aber nur äußerst selten tatsächlich verwenden. Dennoch ist die gesamte Technik dann trotzdem immer im Bohrschrauber verbaut, macht ihn schwerer und von den Abmessungen her sperriger.
Hinweis:
Sofern man nicht mit seinem Werkzeug hochmobil sein will, ist es nicht unbedingt nötig, bei den hier genannten Tools (außer dem Akkubohrer) auf akkubetriebene Geräte zu setzen. Wer vornehmlich zu Hause in der Werkstatt arbeitet, profitiert von den geringeren Kosten kabelgebundener Geräte.
Wer meistens zuhause arbeitet und für "harte" Bohreinsätze kein Problem damit hat, ein Verlängerungskabel zu legen, dem sei der zusätzliche Kauf einer kabelgebundenen Schlagbohrmaschine empfohlen. Auch weil die Schlagfunktion, besonders in widerstandsfähigem Material, ziemlich schnell den Akku leersaugen kann.
Und auch ohne Schlagwerk ist ein Akku-Bohrschrauber immer noch ein echtes elektrisches Multitool. Für absolute Neulinge empfehlen wir, ihn als allererstes anzuschaffen.
Übrigens gibt es als Zubehör auch noch Bohrständer. In diese wird der Akku-Bohrschrauber eingespannt und bohrt dann so präzise Löcher wie eine dedizierte Standbohrmaschine.
Auch kleine Akkubohrer entwickeln heute große Leistungen. Maximale Kompaktheit gibt es aber nur ohne zusätzliches Schlagwerk.
2) Der Winkelschleifer
Jeder Heimwerker, der für die Zukunft plant, Projekte zu bearbeiten, bei denen viel Metall verbaut wird, sollte sich gleich nach dem Akku-Bohrschrauber einen Winkelschleifer zulegen. Denn was umgangssprachlich auch als "Flex" bekannt ist, ist ebenfalls ein Multifunktionswerkzeug:
Das alles ist nach Austausch des jeweiligen Aufsatzes problemlos möglich. Das einzige, was beachtet werden muss, ist die Größe des Gerätes. Hier haben sich herstellerübergreifend zwei Standards etabliert, die nach dem maximal möglichen Werkzeugdurchmesser in Millimetern in 125 und 230 unterteilt werden.
Mit über 1.200 U/Min. und harten Trennscheiben aus Korund ist kein Metall dem Trennschleifer gewachsen.
Für den Hausgebrauch des Heimwerkers reicht dabei in der Regel die kleinere Version vollkommen aus. Ein kleines Luxus-Feature sollte man sich allerdings gönnen: Eine manuell regulierbare Drehzahl. Denn diese erweitert den Anwendungsbereich, sodass man mit niedriger Drehzahl dann auch Kunststoffe schneiden und bearbeiten kann und der Winkelschleifer sich mit entsprechenden Aufsätzen sogar als Poliermaschine eignet.
3) Die Stichsäge
Die Stichsäge ist in diesem Reigen ein vergleichsweise wenig universelles Werkzeug, denn sie kann nur eines: sägen. Das aber richtig gut, denn an Sägeblättern gibt der Markt unzählige Möglichkeiten her, die zudem auch noch vergleichsweise kostengünstig sind. Und damit sägt man dann praktisch jedes Material von Weichholz bis Stahl durch.
Vor allem hat die Stichsäge auch noch einen weiteren Vorteil: Dadurch, dass die Sägeblätter so dünn sind, ist es mit diesem Elektrowerkzeug auch ein Leichtes, Kurvenradien auszusägen. Quasi die elektrische Erweiterung der guten alten Laubsäge.
Allerdings sollte man beim Kauf darauf achten, dass das Gerät mit einem sogenannten Pendelhub ausgestattet ist. Der sorgt dafür, dass das Sägeblatt nicht nur axial von oben nach unten saust, sondern auch ein wenig nach vorne und hinten. Das sorgt dafür, dass die Säge sich fast ohne Handdruck durch das Material "frisst" und erhöht zudem die Schneidleistung.
Durch die verschiedensten Sägeblätter kann die Stichsäge ein Präzisionswerkzeug sein - oder aber auch grobe, schnelle Schnitte erledigen.
Ein weiteres nützliches Feature ist eine werkzeuglos einstellbare Kippfunktion nach den Seiten. Damit wird es dann auch möglich, Gehrungsschnitte auszuführen.
Ob man indes auf ein Gerät mit Bügelgriff oder Knauf setzt, ist im Endeffekt eine Glaubensfrage. Wirklich schwerwiegende Vor- oder Nachteile hat keine der Varianten.
Dafür hat die Stichsäge an sich derer zwei: Die mögliche Materialdicke wird nämlich durch die maximale Absenkung des Sägeblattes definiert und da ist meist bei 150 Millimetern Schluss in Weichholz wohlgemerkt. Härtere Materialien erfordern mehr Kraft, weshalb sich hier die mögliche Schnitttiefe reduziert.
Überdies ist es mit einer Stichsäge ohne Führungsschiene sehr schwer, lange, gerade Schnitte auszuführen.
4) Die Kreissäge
Genau aus diesem Grund sollte man, wenn man sich eine Stichsäge zulegt, relativ zeitnah dieses Werkzeug durch eine Handkreissäge ergänzen. Diese kann nämlich kurzgesagt alles, was die Stichsäge eben nicht kann.
Allerdings beginnt die Funktionalität der Handkreissäge mit einem Nachteil, denn ihre maximale Schnitttiefe endet in der Regel nicht weit jenseits der 70 Millimeter. Bei günstigeren Geräten sind es oft auch nur 50. Dann aber kann die Handkreissäge ihre Vorteile voll ausspielen, denn sie ist, was lange Schnitte anbelangt, einfach das präzisere Werkzeug als die Stichsäge. Hier kann man 100, 150 Millimeter lange Schnitte auch ohne Führungsschiene ausführen, wenngleich dieses Zubehör bei allen längeren Schnitten ebenfalls zum Einsatz kommen sollte.
Außerdem hat das rotierende Sägeblatt eine sehr viel höhere und schnellere Schnittleistung. Wer beispielsweise eine Decke mit Nut- und Feder-Brettern vertäfeln will, kann natürlich jedes einzelne Brett mit der Stichsäge auf die richtige Länge bringen. Sehr viel schneller und unkomplizierter geht dies jedoch mit der Handkreissäge.
Lange, präzise Schnitte sind das Metier der Handkreissäge. Eines kann sie allerdings absolut nicht: Enge Kurvenradien schneiden.
Bei den Features sollte man vor allem darauf achten, dass sich das Sägeblatt ohne Werkzeug wechseln lässt und sich ebenfalls eine Gehrungsfunktion mit an Bord befindet. Sowieso zum Lieferumfang gehören bei praktisch allen Modellen Parallelanschläge. Sie ermöglichen es, mehrere Stücke gleichbleibender Breite aus einem großen Brett herauszusägen, ohne jedes mal neu messen zu müssen.
5) Exzenter- und Deltaschleifer
Natürlich kann man auch mit einem Winkelschleifer eine alte Tür von ihrem Farbauftrag befreien, selbstverständlich könnte man ein Blech auch mit der Bohrmaschine entrosten. Doch dort, wo es auf leichtes Arbeiten und eine hohe Dauerleistung ankommt, ist es besser, auf dedizierte Schleifmaschinen zu setzen.
Wir empfehlen hier eine Kombination aus zwei Geräten:
Der Exzenterschleifer verfügt, wie der Name schon sagt, über einen exzentrisch schwingenden Schleifkopf, bei den meisten Geräten entweder mit 125 oder 150 Millimetern Durchmesser. Dessen Unterseite ist mit den rauen Häkchen eines Klettverschluss-Systems versehen. Die Schleifscheiben wiederum, die es in allen möglichen Körnungen und für unterschiedlichste Materialien gibt, sind mit dem flauschigen Gegenstück ausgestattet und können so binnen Sekundenbruchteilen am Werkzeug montiert und entfernt werden.
Beim Kauf des Schleifers ist vor allem darauf zu achten, dass dieser über einen Schleifstaub-Filter verfügt, der zumindest einen Teil der anfallenden Stäube auffängt und es ermöglicht, diese nach der Arbeit zu entsorgen - gerade bei Innenarbeiten ist das auch zum Schutz vor Verschmutzung extrem hilfreich.
Schneller als am Exzenter- und natürlich auch Deltaschleifer lässt sich kein Schleifmittel wechseln. Klettverschluss-Technik macht es möglich.
Der Deltaschleifer ist indes ganz ähnlich aufgebaut, wenngleich sein Schleifkopf nur vibriert und sich nicht auch drehen lässt. Trotzdem sollte er ergänzend gekauft werden, denn je nach Teller-Durchmesser des Exzenterschleifers und zu bearbeitendem Objekt wird es in vielen Situationen immer gewisse Ecken geben, in die man nicht gelangt und die unbehandelt bleiben. Hier schlägt die Stunde des Deltaschleifers, denn dessen Schleifblatt-Form ist nahezu dreieckig, aber auch wesentlich kleiner, weshalb dieses Elektrowerkzeug weniger dafür geeignet ist, große Flächen zu bearbeiten.
Mit diesen sechs Werkzeugen ist man als Heimwerker für extrem viele Situationen gerüstet und es gibt praktisch kein Projekt, vor dem man kapitulieren müsste. Sofern man nicht bei jedem Gerät auf absolute Billig-Produkte setzt, sollte man alles in allem für die Anschaffung Kosten im Bereich von zirka 500 Euro einplanen.